Das Ende meiner grossen Bikepacking-Europe Tour durch 44 Länder liegt mittlerweile schon 8 Monate zurück. 8 Monate die gefüllt waren mit zahlreichen kleinen und mittelgrossen Abenteuern, die meisten davon mehr oder weniger direkt vor der Haustür. Für mich fühlt es sich so an, als ob ich in dieser Zeit auf ganz vielen Ebenen im Leben weiter gekommen bin und einen grossen Schritt nach vorne gemacht habe. Und insbesondere habe ich das Gefühl, dass ich einen grossen Teil der Eindrücke der Bikepacking Europe Tour so langsam verarbeiten konnte. Und so war ich mehr als bereit, mich wieder einmal für ein paar Tage ins Ungewisse zu stürzen, mit dem Gravel Bike loszuziehen, neue Orte zu entdecken, Abenteuer zu erleben, Menschen zu treffen, draussen zu schlafen und einfach eine gute Zeit zu haben. So machte ich mich am Donnerstag vor Ostern auf den Weg Richtung Italien, Korsika, Sardinien und wollte dann knapp zwei Wochen später via Südfrankreich zurückkehren. Allzu viel gibt es an dieser Stelle eigentlich gar nicht zu sagen, es fühlte sich einfach richtig an. Und irgendwie kamen viele Gefühle, Emotionen und Erinnerungen vom letzten Jahr wieder auf. Das Setup war ähnlich, schliesslich macht es vom Equipment her gar keinen grossen Unterschied, ob man 12 Tage oder sieben Monate unterwegs ist. Mit im Gepäck waren Schlafsack, Mätteli, (kein Zelt), Bergschuhe, Micro-Steigeisen, Eispickel und ansonsten einfach so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Die ersten Tage gestalteten sich etwas harzig, so wurde ich in der ersten Nacht irgendwo auf einem einsamen Pass hoch über Genua von der Polizei geweckt, am zweiten Tag so mies verregnet wie schon lange nicht mehr und in der zweiten Nacht habe ich komplett durchnässt unter einer Autobahnbrücke übernachtet und wurde dabei von einem Fuchs angegriffen. Dennoch gab es ein paar wunderbare Orte und Momente, Genua, Portofino, Pisa, Florenz und insbesondere der Sonnenuntergang hoch über Cinqe Terre unter strömendem Regen war absolut speziell. In Livorno ging es dann mit der Fähre weiter nach Bastia in Korsika. Und ab da wurde es so richtig gut. Nachfolgend Bilder habe ich alle innerhalb der ersten 24 Stunden auf dieser unglaublich vielfältigen Insel gemacht. Denke, das spricht für sich… :) Wie immer wollte ich aber nicht nur Radfahren, sondern einen Teil von Korsika auch zu Fuss erkunden. Um meinem Stil treu zu bleiben hat sich da natürlich der höchste Berg angeboten. Gestartet bin ich früh morgens in einem Tal wo mir gesagt wurde, dass es zu 200% unmöglich sei, von dort aus den Monte Cinto (2706m.ü.M) zu erreichen, erst recht nicht an einem Tag. Nun ja, 17 Stunden, 41km und 3200 Höhenmeter später war ich wieder zurück. Die Landschaft entlang des GR20 Trails war traumhaft, die Bedingungen in den höheren Lagen jedoch eher kompliziert. Kurz vor dem Gipfel habe ich zwei mal umgedreht, weil es mir mit meiner Ausrüstung (konkret: ohne Steigeisen mit Frontzacken) einfach zu heikel war. Steile Schneewände, steinhart gefroren. Schliesslich - und an dieser Stelle bin ich enttäuscht von mir selber, dass ich nicht den Mut hatte, einfach abzubrechen - habe ich dann doch noch eine Route gefunden, über die ich den Gipfel erreichen konnte. Alles in allem ein Traum-Tag, zeitenweise relativ weit ausserhalb der Komfortzone, aber einer, den ich nicht so schnell vergessen werde… Zu dieser Jahreszeit ist in Korsika kaum etwas los, vor allem an der Westküste. Einsame Strassen, hohe Klippen, traumhafte Strände, einigermassen gutes Wetter, Meer, Berge, einfach ein Traum. Ich fuhr der gesamten Westküste entlang bis nach Bonifacio ganz im Sünden der Insel. Aufgrund von Sturm und viel Wind fuhren jedoch genau zum falschen Zeitpunkt keine Fähren nach Sardinien. Da mir ohnehin langsam die Zeit davonrannte, musste spontan eine Planänderung her. So fuhr ich der eher langweiligen Ostküste entlang wieder in den Norden und nahm in Bastia die Fähre Richtung Nizza. Theoretisch hätte ich ab dort noch anderthalb Tage Zeit gehabt, um rechtzeitig wieder an der ETH zu sein. Schlussendlich nahm ich mir aber etwas mehr Zeit um die wunderschöne Côte d'Azur zu erkunden. Via Monaco kam ich zurück nach Italien und kehrte schliesslich wieder via Genua und Milano in die Schweiz zurück. 12 Tage war ich unterwegs, etwas mehr als 2000km und 17'000 Höhenmeter habe ich dabei zurückgelegt, jede einzelne Nacht draussen verbraucht und leider kein einziges Mal geduscht… :) Es ging auf diesem kurzen Trip nicht darum, irgendwelche neuen Rekorde aufzustellen, Extreme zu suchen oder unglaublichen Content zu produzieren. An diesem Punkt habe ich auch recht stark hinterfragt, ob es sinnvoll war, meine Europareise in einem derart hohen Tempo abzuspulen. Schlussendlich ist es schwer zu sagen, ob das "richtig" oder "falsch" war, klar ist, das ich viele Fehler gemacht habe, ohne die ich aber jetzt niemals auch nur annähernd dort wäre, wo ich jetzt bin. Auf diversen Ebenen. Und ich glaube, das ist das aller wichtigste im Leben: Das man realisiert, dass man selber für das erreichen der eigenen Träume und Ziele verantwortlich ist und insbesondere, dass es sich lohnt, auch mal Dinge zu tun, bei denen man sich nicht sicher ist, obs gut kommt. Einfach mal ausprobieren, die Komfortzone verlassen und einsehen, dass es absolut okay ist Fehler zu machen. Diese Italien-Korsika-Südfrankreich Runde war für mich eine Reise zum geniessen, für mich ganz alleine. Wieder einmal ein paar Tage so richtig draussen verbringen, neue Orte erkunden, Fehler machen und daraus lernen und einfach eine gute Zeit haben. Und es hat so richtig gut getan! :)
0 Comments
Leave a Reply. |
Archiv
April 2023
Kategorien |